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 von Massimo Kimelmann | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Vorwort | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Diophantus (um
      250 n. Chr., Alexandria), beeinflußte wesentlich die abendländische
      Mathematik. 
       zählen mit der Ordnung 
 In der
      vorliegenden Ideensammlung wird mit Hilfe einer zusätzlichen
      Parameterstellung der Versuch unternommen, den Beziehungsreichtum
      diophantischer Kurven etwas näher zu beleuchten. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Inhaltsverzeichnis | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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 B) Direkte und indirekte Parameter 
 
 
 
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| A) Parameterdarstellung diophantischer Gleichungen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| 1. Kreis 
 Abb.1: Parameter a und j beim Kreis 1) In kartesischen Koordinaten lautet die Kreisgleichung entsprechend dem pythagoräischen Lehrsatz 
 Die Umrechnung der
    Polarkoordinaten (a, j)  
 als affine Erzeugung aus dem Kreis nach Archimedes. Verkürzt man die Ordinaten y dieses Kreises 1) im Verhältnis b : a, so erhält man eine neue diophantische Kurve 2. Ordnung mit der expliziten Gleichung 
 in der impliziten Form 
 
 Abb. 2: Affine Erzeugung der Ellipse aus dem Kreis Zu den Parametern e und a gesellt sich b (Abb. 2), so daß die Ellipse in dieser bekannten Parameterform dargestellt wird: 
 als Hüllkurve einer gleitenden Strecke a 
 Abb. 3: Astroide mit den Parametern a und e Die gleitende
    Strecke  
 
 Aus der in 6) und 7) abgeleiteten Parameterform 
 ergibt sich die algebraische Gleichung der Astroide 
 4) Die Gerade als diophantische Kurve 
 wurde in allen vorangegangen Abschnitten 1) bis 3) als Konstruktionskurve verwendet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| B) Direkte und Indirekte Parameter | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Beim Vergleich der
      Parameterstellungen in Abschnitt A), besitzt nur der Kreis in den
      Polarkoordinaten direkte Parameter a und j
      . Bei der Astroide Abb. 3) stellt sich die Frage, ob analog zum Kreis eine
      direkte Parameterdarstellung möglich ist. 
 Abb. 4) Astroide mit Hilfsparameter d und dem direkten Parameter j 1) Parameterentwicklung aus der Astroidengleichung Neben der klassischen indirekten Parameterdarstellung der Astroide 8) läßt sich eine direkte Darstellung ableiten: x und y genügen 2 diophantischen Gleichungen 
 
 
 Der Hilfsparameter d in Abb.
      4) ist nun im Gegensatz zum Kreisparameter a  
 13) in 12) eingesetzt ergibt 
 umgeformt ergibt sich die Beziehung zwischen dem direkten, veränderlichen Hilfsparameter d und dem konstanten Parameter a. 
 Führt man die unter 15) gefundene Beziehung in 13) ein, erhält man die gesuchte direkte Parameterdarstellung 
 als Polargleichung der Astroide. 2) Allgemeine Darstellung direkter Parameter Die Darstellung in 15) und 16)
      gilt nicht nur für 
       Die diophantische Gleichung 
 auf beiden Seiten durch 
       
 Ersetzt man x und y durch die Polarkoordinaten aus 13) , so erhält man 
 Der Maßstab d in 19) ist invariant, so daß 
 mit einem beliebigen Maßstab
      multipliziert werden kann, z.B. mit 
       
 Aus dem Vergleich mit 17) folgert sich die allgemeine Parameterdarstellung 
 Setzt man in 22) 
       3) Beziehung zwischen indirekter und direkter Parameterdarstellung im Beispiel der Astroide Das Gleichungspaar 9) läßt sich nun erweitern zu 
 
 Aus 24) läßt sich wechselseitig der direkte und der indirekte Parameter ableiten. 4) Allgemeine Formulierung indirekter und direkter Parameter bei diophantischen Gleichungen 
 Potenziert man x und y mit dem
      Exponenten n , so erfüllen beide Parameter  e und
       j die diophantische
      Gleichung 17)  Durch die Einführung der direkten Parameterstellung bei diophantischen Polargleichungen läßt sich folgendes feststellen: a) Der Nenner 
       b) Der Hilfsparameter d läßt sich als ein unter Einfluß des Exponenten n und Polarwinkel j modulierter Basisparameter a betrachten. 
 
 c) Beim Kreis als
      diophantische Kurve mit n = 2 bleibt auf Grund der Beziehung 
       
 d) Vollständigkeitshalber läßt sich die Gerade als diophantische Gleichung mit n = 1 auch schreiben: 
 woraus folgt: 
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| C) Ellipsen n-ten Grades | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| 1) Analog zur Ellipsenbildung aus
    dem Kreis lassen sich aus diophantischen Kurven Ellipsen n-ten Grades
    entwickeln 
 Abb.5: Affine Erzeugung einer Ellipse n-ten Grades Durch die Kombination der Polarkoordinaten für P0: 
 und P1: 
 ergibt sich für die Ellipse n-ten Grades 
 die Parameterdarstellung 
 2) Mittelpunktsgleichung der Ellipsen n-ten Grades Mit den Parametern d und j in Abb.5) ergibt sich die Darstellung 
 eingesetzt in 32) folgt die Polargleichung 
 3) Beispiel eines möglichen Entwurfes von Ellipsenelementen e und p 
 Abb. 6) Ellipsenelemente e und p Durch den Schnitt der
    diophantischen Kurve 
     
 und weiter 
 Setzt man e aus 37) in die
    Ellipsengleichung n-ten Grades 
     
 Anders formuliert, der Halbparameter p ist gegenüber dem Exponenten n der Kurvengleichung 32) invariant. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| D) Diophantische Beziehungen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| 1) Hüllkurven Im Beispiel der Astroide in Abb. 3) gleitet der Kreisradius mit konstanter Länge a an den beiden Koordinatenachsen. Als Ergebnis entsteht eine Hüllkurve mit unendlich vielen Tangenten mit gleichbleibender Länge a . Diese Hüllkurvenerzeugung kann man als "Diagonalenmethode" bezeichnen. 
 Abb. 7) Diagonalenmethode Jedes mit dem Radius a aufgespannte Koordinatenviereck wird mit der fehlenden Diagonale ergänzt. Betrachtet man als Ausgangskurve statt des Kreises die diophantische Kurve 3. Grades im 1. Quadranten 
 ergibt sich in jedem Punkt der Kurve ein "veränderlicher Radius" d analog zur Gleichung 15) mit der Beziehung zu a 
 Bildet man entsprechend der Abb. 7) die zugehörigen Diagonalen, erzeugt man ebenfalls eine Hüllkurve mit der diophantischen Gleichung 
 Ausgehend vom Kreis in Abb. 7) konstruiert man in jedem Punkt des Kreises die zugehörige Tangente. 
 Abb. 8) Tangentenmethode Die durch die Tangentenabschnitte erzeugten Schnittpunkte Q1 und Q2 liegen auf einer diophantischen Kurve mit der Gleichung 
 In Abb. 8) ist der Kreis wiederum Hüllkurve der gleitenden "Diagonalen" zur zugehörigen Kurve 42) mit dem Exponenten "-2" . Die Beziehungsmöglichkeiten
    diophantischer Gleichungen wurden von Gabriel Lamé (1795-1870) untersucht
    und bewiesen. Im Beispiel der Astroide ist der Kreis die Ausgangskurve als
    diophantische Gleichung mit dem Exponenten n = 2, der wandernde Radius als
    Konstruktionskurve mit dem Exponenten k = 1 in Diagonalenposition und als
    Ergebnis die Astroide mit dem Exponenten 
     Die allgemeine Gleichung lautet 
 Die Gleichung läßt sich wiederum in eine diophantische Form umschreiben 
 oder 
 Die Konstruktionskurve mit dem Exponenten k muß nicht unbedingt eine Gerade sein, es können auch diophantische Kurven mit beliebigen Exponenten verwendet werden. Würde man in Abb. 7) in den Rechtecken 0 S1 P1 R1 und 0 S2 P2 R2 je eine Ellipse mit k = 3 konstruieren statt der Geraden k = 1, erhält man nach der Formel 43) als diophantische Gleichung 
 eine Einhüllende mit dem
    Exponenten  Im Vergleich zur Formel 44) gestaltet sich die Abbildungsgleichung für Hohlspiegel in der geometrischen Optik zu 
 · a = Gegenstandsweite; · a' = Bildweite; · f = Bildbrennweite | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| E) Anwendungsmöglichkeiten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Gemäß Abschnitt B) lassen sich
    mit Hilfe der direkten Parameterdarstellung trigonometrische Funktionen
    dimensionieren. Im Folgenden soll anhand einiger Beispiele funktionale
    Erweiterungsmöglichkeiten dargestellt werden. 1) Hypergeometrische Beziehungen im ebenen rechtwinkligen Dreieck 
 Abb. 9) Rechtwinkliges Dreieck im "Thalessystem" In Abb. 9) ist das klassische rechtwinklige Dreieck mit den Seitenverhältnissen 3 : 4 : 5 im Thaleshalbkreis abgebildet und gleichzeitig in 2 kartesische Koordinatensysteme mit je einer diophantischen Kurve eingespannt. Im 1. System BAD verläuft die Kurve von Punkt "D" über "C" nach "B" mit der Gleichung 
 Im 2. System ABE über Punkt "C" mit 
 ( q absolut genommen) Die Katheten a und b sind im Thalessystem definiert mit 
 aus a2 + b2 = c2 folgt 
 Im 1. kartesischen Koordinatensystem BAD mit dem Kurvenpunkt "C" (p, h) läßt sich die Kathete b auch schreiben in Abhängigkeit von den Parametern c und a : 
 die zugehörigen polaren Koordinaten des Punktes "C" 
 Analog folgt im 2. kartesischen Koordinatensystem ABE für den Kurvenpunkt "C" jetzt mit den neuen Koordinaten q und h 
 entsprechend die zugehörigen Polarkoordinaten 
 Verwendet man in 54) und 55) die Identität von 50) , so folgt für 
 
 Für die projizierten Dreieckseiten p und q läßt sich ein direkter Zusammenhang zu den Exponenten n und m herstellen. 
 Das Formelpaar 58) läßt sich noch vereinfachen zu 
 Zu jedem Winkel a im rechtwinkligen Dreieck läßt sich zu jeder Sinus- und Co-Sinusfunktion entsprechend ein Exponent n und Co-Exponent m konstruieren. Das selbe Ergebnis erreicht man durch Koppelung der Gleichungen 50) mit 52) und 53) : 
 2) Modifizierte Papierstreifenkonstruktion Ähnlich wie bei der Astroidenkonstruktion wandert eine Strecke mit der Länge "a + b = c" entlang den Koordinatenachsen x und y . 
  Abb. 10) Papierstreifenkonstruktion
    einer Ellipse 2. Grades  Im gegebenen Kreis mit Radius c 
     
 entwickeln. Mit dem Koordinatenpaar in 61) läßt sich die entstehende Kurve ableiten. 
 Es handelt sich um eine Ellipse
    2. Grades. Wäre das Teilungsverhältnis 
     
 Abb. 11) Modifizierte
    Papierstreifenkonstruktion einer Ellipse 4. Grades  In Abb. 11) liegt eine diophantische Kurve mit dem Exponenten n vor. 
 Die Polarkoordinaten des Punktes P0 lauten 
 Bei a = 0 wird x0 = c = a + b und y0 = 0 Der Hilfsparameter d zeigt die momentane Lage von P0 an und ergibt in Abhängigkeit von der Basis c und dem laufenden Winkel a die Gleichung ähnlich wie 15) 
 Formt man die Gleichung 65) um zu 
 so entspricht der 1. Summand in
    66)  und der 2. Summand in 66) 
     Für den laufenden Punkt P1 lassen sich die Koordinaten in folgender Form darstellen 
 Aus 67) folgt unschwer die Gleichung einer Ellipse n-ten Grades 
 Ungewohnt an dieser
    Betrachtungsweise ist, daß sich die gleitende Strecke 
     3) Umrechnung für "sin" und "cos" im n-ten Bereich Um die gedankliche Verbindung zwischen dem Exponenten 2 und dem Exponenten n leichter nachzuvollziehen werden die trigonometrischen Funktionen sin a und cos a zu 
     Man erhält nach wie vor für 
 Führt man im Nenner statt der Dimension "2" einen beliebigen Exponenten "n" ein, erhält man analoge Umrechnungsformeln wie in 69) : 
 4) Basiswechsel bei gleichbleibendem Polarwinkel a 
 Abb. 12) Diophantische Kurve n-ten Grades mit den Basen "c" und "d" 
 weiter gilt: 
 Führt man anstelle "c" die Basis "d" ein, erhält man eine diophantische Gleichung mit neuem Exponenten: 
 in Polarkoordinaten dargestellt: 
 Zugleich folgt aus 
 Durch Einsetzen der Gleichung 72) in die Gleichung 75) erhält man eine basisunabhängige Beziehung der Exponenten "n" und "k" nur in Abhängigkeit vom Polarwinkel a : 
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| F) Schlußbemerkung | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Zum Thema "diophantische
    Gleichungen" gibt es hauptsächlich zahlentheoretische Untersuchungen.
    Die berühmte "Fermat´sche Vermutung", ungefähr in der Zeit
    zwischen 1631 und 1637 entstanden, wurde inzwischen durch den Satz von Wiles
    (1994) als richtig bewiesen. Vorliegende Ideensammlung stellt eine Auswahl geometrischer Gehversuche aus der Zeit meines Geodäsiestudiums Januar 1973 bis zum jetzigen Zeitpunkt meiner aktiven Laufbahn als Landvermesser dar. Von dieser Warte aus interessierte in erster Linie eine mögliche ingenieurtechnische Handhabung diophantischer Gleichungen. Als erstes bieten sich Erweiterungsmöglichkeiten bei Schwingungs- und Wellengleichungen an. Aus Platzgründen wurde auf ein Beispiel bei Lissajou´schen Kurven verzichtet. Den systematischen Aufbau einer praktikablen "Diophantischen Geometrie" mit entsprechender mathematischer Beweisführung ist sicherlich vornehme Aufgabe der mathematischen Zunft. Sollte ein Leser dieser "Entwicklungen" zu eigenen Untersuchungen angeregt werden, wäre die Aufgabe dieses Schriftstücks mehr als erfüllt. Massimo Kimelmann, Eichstätt im Januar 1999 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| G) Literaturhinweise | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Baule, B., Differential und Integralrechnung Leipzig 1970 Gray, A., Differentialgeometrie Spektrumverlag 1994 Lind D., Koordinaten, Vektoren, Matrizen Spektrumverlag 1996 Loria, G., Spezielle algebraische und transzendente Kurven Teubner-Verlag Leipzig 1910 Schupp, H./ Dabrock, H., Höhere Kurven B.I. Verlag 1995 Stöcker, H., Taschenbuch mathematischer Formeln und moderner Verfahren Verlag Harri Deutsch 1995 Strubecker, K., Einführung in die höhere Mathematik Band I-IV Oldenbourg Verlag 1967-1984 Teubner Taschenbuch der Mathematik B.G. Teubner Verlagsges. Leipzig 1996 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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