1.1. Kurze Zustandsbeschreibung 
      Mit Beginn der 70–er Jahre des 20. Jahrhunderts hat 
      sich das Radio–Machen wesentlich verändert. Und damit auch das Hören. Der 
      Radiohörer leidet seitdem an Magazinitis, häppchenweise werden ihm 
      Wirklichkeitssegmente angeboten. Die schneller werdenden Beats des Pop 
      forderten ein immer höheres Tempo. Die meisten Weiterbildungseinrichtungen 
      glauben dem entsprechen zu müssen, indem sie Angebote machen, die dieser 
      Handhabung entsprechen. Da wird Moderation geübt, werden 
      Interviewsituationen trainiert und die Gestaltung eines Berichts mit O–Ton 
      entwickelt, bis der Teilnehmer solcher Seminare im günstigsten Fall einen 
      semiprofessionellen Standard erreicht hat.  
        
      1.2. Folgerung 
      Ich bin zu der Ansicht gelangt, dass hinter diesem 
      journalistischen Maskenspiel selten der Mensch hervorscheint, bestenfalls 
      Sprachenmaschinen, die auf Betroffenheiten hinweisen. Mit dieser 
      “Medienkompetenz” wird der Ausgebildete zu einem Teil der Magazinitis. 
      Deshalb ermuntere ich dazu, Geschichten zu erzählen. Zu erzählen mit dem 
      natürlichen Charme, der den Seminarteilnehmern angeboren ist. Hier soll 
      nicht geschönt, vertuscht, verheimlicht werden, hier soll man Fehler 
      machen dürfen. Wie wird Radio gemacht – wie mache ich Radio? Zuerst geht 
      es darum, den Menschen die Angst vor dem Mikrophon nehmen, denn ein 
      Mikrophon ist auch nichts anderes, als Messer und Gabel beim Essen, ein 
      Werkzeug. In der weiteren Arbeit soll mit den Defiziten offensiv 
      gearbeitet und dadurch dem Medium die Unschuld zurückgeben werden! 
        
      1.3. Handlungsbezogener Ansatz 
      Wir, die Spätalphabeten, stehen insgesamt vor der 
      Frage, ob Literatur, dieses Medium der Vorzeit, an der Alphabetisierung 
      der Medienkultur, die nur wirklich beeinflussen kann, wer ihr voraus ist, 
      mitwirken oder sich von letzterer abgrenzen kann. Welche Einflusssphären 
      bleiben der Literatur gegenüber einer Kommunikationslandschaft, die 
      vielfach entweder zum Selbstzweck gerät oder unausgesprochenen Interessen 
      dient?  
      Gibt es Kriterien, die bisher kaum bei einer 
      Beurteilung mit einbezogen wurden, Fragen wie: Was ist der Sound der Zeit? 
      Ist es bereits absehbar, das Pop zum bestimmenden Faktor der Cyberkultur 
      wird, die dabei ist den bürgerlichen Kulturbegriff abzulösen? Wie 
      funktionieren Trivialmythen?  
      Keine Religion scheint mehr glaubwürdig zu sein, 
      die Psychoanalyse ist durchlitten, der realexistierende Sozialismus hat 
      abgewirtschaftet, die neue Heilslehre lautet: Internet. Töne oder Bilder 
      addieren zwar Information, aber im selben Masse geht die eigentliche 
      Botschaft verloren. In einer Wissenstechnologiegesellschaft wird das 
      Problem der Demokratisierung des Wissens und seiner Vermittlung immer 
      drängender. Es geht um Übersichtlichkeit, durch welche Suchbegriffe und 
      spezielle Assoziationen kann Information organisiert werden? Es stehen 
      tradierte Antworten auf die Fragen von Geist, Identität, Individuum erneut 
      zur Debatte. Was muss erneut gedacht werden, wie kann gedacht werden?  
      In der globalen Wissensgesellschaft wird jeder 
      Teilnehmer am Diskurs ein Unternehmer seiner selbst. Der flexible Mensch 
      muss fit im Kopf für die Herausforderungen der digitalen Weltgesellschaft 
      sein, selbstbewusst, kommunikationsfähig und ausgerüstet mit wetterfestem 
      Orientierungswissen.  
      Wir stehen vor dem Problem, das Jugendliche einen 
      Comic, aber keinen literarischen Text mehr lesen können. Die Maschinen, 
      die sie lernen zu bedienen, wie beispielsweise das Mobile Telefon, incl. 
      SMS, sind nicht wertfrei. Computer erben selbstverständlich die Werte der 
      Gesellschaft. Interessant ist bei Chats im Internet die Hybridisierung 
      zwischen geschriebener und gesprochener Sprache. Schrift hat hier zum 
      ersten Mal nicht mehr die Funktion zu archivieren, sondern synchron zu 
      kommunizieren. Das schlägt sich auch sprachlich nieder. Die 
      Kleinschreibung beschleunigt das Tippen. Man liest Abkürzungen wie *g* für 
      Grinsen oder *LOL* für loughing out loud, informationskomprimierende 
      Strukturen wie *dichbeneid* oder *dumiraufdengeistgeh*; das hat sich 
      historisch aus der Comicsprache entwickelt. Interessant ist, das es hier 
      zu einer Renaissance des schriftlichen Ausdrucks kommt. Es gibt 
      verschiedene Register, und diejenigen, die diese verschiedenen Register 
      ziehen können, sind kommunikativ im Vorteil.  
      Die Medialisierung des Profanen ist hierzulande 
      gegenwärtig eine Haupttendenz. Glücklicherweise gibt es daneben mediale 
      Randgruppen. Am meisten stört, dass kreativ veranlagte Menschen direkt 
      oder indirekt zu Funktionssklaven der Kommerzmedien verbogen werden, und 
      viele das anscheinend überhaupt nicht merken. Die Frühromantiker würden 
      das Geschwätz von Profilneurotikern wohl als "progressive Universalpoesie" 
      gelten lassen. Obwohl sie geistig etwas vorwegnahmen, das nun strukturell 
      tatsächlich eintritt, müssten sie dessen Erscheinungsformen ablehnen. Doch 
      so geht es allen Visionären und Utopisten. Netzwerke sind gute Strukturen, 
      weil sie Menschen verbinden, die gemeinsame Interessen haben und sich 
      gegenseitig anregen, ermutigen, helfen und herausfordern. Allerdings sehe 
      ich zwei Gefahren: Einerseits die weitere  
      Ausgrenzung all jener, die infolge ihrer sozialen, 
      ökonomischen und technischen Lebensbedingungen von vorn herein zu keiner 
      der modernen Netzwerke gehören können, und das wären derzeit mindestens 
      drei viertel der Weltbevölkerung. Wer auf Müllkippen nach Nahrung sucht, 
      dem helfen keine Internetdiskurse. Zum andern das forcierte 
      Auseinanderbrechen sozialer Bindungen und Verantwortlichkeiten vor Ort, 
      sofern die Globalisierung der Techniken und Medien lediglich die 
      privilegierten vereint. Wir haben hier also erneut den alten Konflikt 
      zwischen Freiheit und Gleichheit, kultureller Innovation und sozialer 
      Gerechtigkeit.  
      Vernünftige Software wird aber nur dann entwickelt, 
      wenn wir eine vernünftige Gesellschaft haben. 95 Prozent der derzeit im 
      Trödelmarkt Internet angebotenen Inhalte sind Schrott. Die anderen fünf 
      Prozent sind jedoch “Perlen, besonders für die, die wissen, was sie 
      suchen. Es ist allerdings eine Illusion, zu glauben, die Internet–Nutzung 
      werde dank der neuen Techniken billiger. Das Internet ist hoch 
      kommerzialisiert und wird und noch sehr teuer zu stehen kommen. In einer 
      “Spass–Gesellschaft” verdient man mit Spass auch Geld, z.B. mit dem 
      Herunterladen von Klingeltönen für das mobile Telefon. Wenn das Angebot an 
      neuen Inhalten erst da ist, kommt auch die Nachfrage.  
      Längst lernen die jungen Menschen den Umgang mit 
      den neuen Medien nicht wegen, sondern trotz der Schule. Der nicht 
      kritikfähige Konsument muss um so mehr vom wirklichen Leben wissen, je 
      weniger er sich darüber medial berichten lässt. Wir müssen uns fragen, ob 
      die Kinder in Zukunft noch gern miteinander sprechen, so richtig von 
      Angesicht zu Angesicht. Oder ob sie nur noch per e–mail miteinander 
      klarkommen. Es ist kein Zufall, dass der Urheber des Blutbads am Erfurter 
      Gutenberg–Gymnasium seine Freizeit im World Wide Web verbracht hat.  
      Die Botschaft, die das Internet übermittelt, 
      lautet: Klick! Arbeite nicht, denke nicht, klick einfach auf etwas 
      Anderes. Durch das Web zu surfen ist eine hervorragende Methode, das 
      Denken zu vermeiden. Das Internet verwandelt die Kinder in Menschen, die 
      glauben, dass mit dem Zugang zu Informationen automatisch das Verstehen 
      der Dinge einhergeht.  
      Die künftige Pädagogik, will sie den Erkenntnissen 
      und der gewachsenen Bedeutung des Wissens Rechnung tragen, muss die 
      Sprachumwelt, also die Kommunikationsbedingungen, gestalten, um Inhalte zu 
      vermitteln. Dabei muss die Dominanz der Textvermittlung gebrochen werden, 
      um kreative Verbindungen mit der Grundstruktur menschlicher 
      Wissensbedürfnisse einzugehen. Dazu zählen Emotionen und Erinnerungen 
      ebenso wie Bilder, Poesie ebenso wie sprunghafte Assoziation. Auf die 
      Anforderungen der modernen Medien regiere ich als experimentierender 
      Analytiker und analytischer Experimentierer. Mir scheint, das sich diese 
      Form von literaturpädagogischer Arbeit nicht nur mit Erscheinungsformen 
      und Problemen der Arbeitswelt befasst, sondern sich zukünftigen 
      Arbeitsfeldern spielerisch annähert. Hörspiel als Spiel, nach meiner 
      Erfahrung ist das Spielen der Königsweg zum Verständnis der neuen Medien. 
      Computer, Tonstudios und Software sind keine Werk–, sondern Spielzeuge, 
      wobei die traditionellen Medien als Navigationshilfen dienen. Das Spielen 
      mit der Sprache, mit dem Hören und nicht zuletzt mit der zur Verfügung 
      stehenden Technik. Das Spielen von den Vokalen, Silben und Sätzen. Das 
      Spielen mit dem Hören, dem Hörspiel als Spiel.  
      1.4. Literaturpädagogischer Ansatz 
      Im 21. Jahrhundert verliert Bürgerliche Bildung an 
      Wert. Eine Informationstechnologie–Ausbildung ist ebenso wichtig wie eine 
      Schlüsselqualifikationen in Ökonomie. Die Wirtschaft erwartet 
      wirklichkeitstüchtige Problemlöser. Experten arbeiten an einem Konzept für 
      die Schulbildung der Wissensgesellschaft. In vielen Aspekten haben sich 
      die Bildungspolitiker mit ihrer “Schulen ans Netz"–Euphorie und der 
      Faszination der Kids gegenüber den Chancen der neuen Medien verschätzt:
       
      Für jeden Euro, der in Schulcomputer investiert 
      wird, kommen 34 Cent pro Jahr an Folgekosten dazu (Wartung, Reparatur, 
      Software, Fortbildung, Netzkosten).  
      
        - 
        
Die Mehrzahl der Lernprogramme ist pädagogisch 
        ungeeignet, trivial, motivationstötend oder oberflächlich, zudem meist 
        zu teuer.   
        - 
        
Surfen im Internet ist bedeutsamer, als eigens 
        erstellte Lernprogramme zu nutzen.   
        - 
        
Mehr Lehrer als vermutet wollen sich am Computer 
        fortbilden lassen.   
        - 
        
Das Computerlernen begünstigt einen 
        Informationsgewinn, aber nicht mehr Wissen.   
        - 
        
Einige gute Schüler sind in allen Fächern gut, nur 
        nicht beim Lernen am Computer, Stichwort “Computerlegasthenie" und 
        “Computerasthenie"   
        - 
        
Computer eröffnen eine neue Dimension für Streiche 
        und Sabotagen, was erfordert, dass der Informatiklehrer zugleich ein 
        guter Verhaltensgestörten–Pädagoge ist.   
        - 
        
Computerlernen passt nicht zu 
        45–Minuten–Unterrichtstakten, sondern erfordert flexible Lernphasen und 
        offenen Unterricht, zudem eine grössere Relevanz des Selbstlernens, des 
        Voneinander–Lernens in Kleingruppen, der offenen Lernwerkstatt mit 
        Wochenplanarbeit und den jahrgangsübergreifenden Lerngemeinschaften.
          
        - 
        
Effektives Lernen am Computer erfordert die 
        Einbettung des Unterrichts in Bewegungs–, Entlastungs– und 
        Vertiefungsphasen sowie einen Lernberater, der viel Zeit in 
        Elternarbeit, Gesundheitserziehung, eigener Budgetierung des Netzwerks 
        und Sponsoring investieren kann, das lernen wir gerade in Deutschland.
          
       
      1.5. Aus der Belehrungskultur eine Lernkultur machen
      
      Aus diesen Vorüberlegungen folgt ein 
      praxisbezogenes, produktorientiertes Arbeiten, bei dem die Teilnehmer in 
      alle Bereiche mit einbezogen sind. Eine Befähigung zur Teilhabe, die 
      Menschen lehren, wie sie sich in der Welt zurechtkommen, in der sie leben 
      und nicht in der Welt, die sie sich wünschen. Bisher sollten Leute von 
      gestern die Menschen für morgen unterrichten…  
      Die modernen Kommunikationsmittel führen zu einer 
      Theatralisierung und Fiktionalisierung der Kontakte, das Spiel mit 
      Facetten nimmt zu, während die Verbindlichkeiten der Äusserungen 
      nachlassen. Verständigung ist jedoch heutigentags wichtiger als Belehrung. 
      Mit dem Einsatz von Computer und Internet in der Weiterbildung ändern sich 
      die Rollen der Vermittlung. Der Zweck ist nicht der Unterricht, sondern 
      die Weiterbildung. Die Schule muss lernen, auf Neugier und Bedürfnisse der 
      Schüler einzugehen. Der Lehrer ist nicht mehr wie früher der alleinige 
      Besitzer des Wissens. Seine Rolle verändert sich zu einem Kommunikator, 
      der Orientierung geben muss, aber nicht notwendigerweise mehr weiss als 
      seine Schüler. Die Schüler wollen reden über das, was sie mit den 
      Maschinen, mit den Schnittplätzen, im Internet entdecken. Sie suchen 
      Orientierung und Wertmassstäbe. Dennoch kann man den Menschen nicht durch 
      die Maschine ersetzen.  
      Abrufen, abspeichern, bearbeiten. Ein Werkzeug ist 
      immer nur so gut wie der, der es benutzt. Fortbildungen leiden an der 
      Fokussierung auf die Technik. Die meisten Menschen wissen nachher, welche 
      Tasten sie drücken müssen, aber nicht, wozu. Sicher ist es nötig, dass man 
      Recherchekniffe fürs Internet kennt. Spannend wird es erst, wenn es um die 
      pädagogische Umsetzung und die alten Fragen geht:  
      
        - 
        
Wie finde ich, was ich suche?   
        - 
        
Woran erkenne ich, ob eine Quelle glaubwürdig ist?
          
        - 
        
Welchen Informationswert haben Bilder im Vergleich 
        zum Text?   
        - 
        
Worauf kommt es bei einer Nachricht an?   
        - 
        
Wie soll Lernen und Lehren in Teamarbeit 
        funktionieren?   
        - 
        
Soll ich dafür eine Homepage anfertigen oder ein 
        Email–Projekt initiieren?   
        - 
        
Welche Antwort entsteht bei der Frage: Wie entsteht 
        Verantwortung?   
        - 
        
Welche Zusammenarbeit geht über eine übliche 
        Content–Partnerschaft hinaus?   
        - 
        
Wie für das Leben lernen, wenn das Leben zur Schule 
        wird?   
       
      Das Probleme–lösen, nicht die Problemlösungen 
      lehren. Die Stoffe müssen selber erarbeitet werden, problemorientierte 
      Kenntnisse kann man nicht dozieren. Wissen ist immer das Wissen von 
      gestern. Können ist die Fähigkeit, Probleme von morgen zu lösen? Diese 
      Annahme gehört bestimmt zu einem breiten Allgemeinwissen. Bildungsgut wird 
      sie, wenn man es irgendwann als repräsentativ für eine Epoche oder 
      wichtigen Teil einer ästhetischen und inhaltlichen Neuerung einordnen 
      kann. Man muss Wissen und Information in einen geordneten, logischen, 
      möglicherweise auch anderen überzeugenden Zusammenhang stellen können, 
      vorausschauendes Denken lernen, in Varianten rechnen, verschiedene 
      Möglichkeiten und Wege abwägen. Genau so kommt man auch im Leben weiter: 
      Es geht nicht darum, die Antwort auf jede Frage parat zu haben, es geht um 
      den Weg, der dorthin führt. Wir stehen vor einem Abenteuer: Werden wir ein 
      Volk der Denker und Lerner oder eines der Macher und Planer oder eines der 
      Sprecher und Schreiber?  
      Begreifen lassen, ohne erklären zu wollen, mein 
      literaturpädagogischer Ansatz ist ein sehr einfacher, der sich in einem 
      Satz zusammenfassen lässt: Wir bringe ich Menschen auf ihre eigenen Ideen? 
        
      
      2. Beschreibung der Problematik
       
      2.1. Medienvielfalt, Segen und Fluch 
      Keine Nostalgie. Konnte man sich in einer Zeit von 
      drei Fernsehprogrammen, einer überschaubaren Anzahl von Zeitungen und je 
      einem landesweiten Radiosender in der Welt zurechtfinden, so scheint die 
      Zahl der Angebote heute unüberschaubar. Neben den traditionellen Medien 
      etablieren sich sogenannte “Neue”, wie das Werkzeug Computer als 
      Schnittstelle zum Internet. Dieses Medium ist wie keines der bisherigen 
      Medien, weil es alle in sich vereint: Briefpost, Buch, Presse, Telephon 
      und Fax, Foto, Film, Tonträger, Funk und Fernsehen. Es vereinte sie und 
      geht über sie hinaus.  
      Das pralle Angebot der Medien führt aber nicht zu 
      mehr Information. Im Gegenteil: Wir leben in einem Zeitalter der totalen 
      Kommunikation bei zunehmender Sprachlosigkeit. Der Mensch lebt aber nicht 
      durch die Errungenschaften der Technik sondern durch die Erfahrungen der 
      Seele.  
      Die Last der deutschen Kommunikationsvergangenheit 
      macht die Aufgabe einmalig schwierig. Deutschland das Land, in dem moderne 
      Massenkommunikation als erstes perfektioniert wurde: im Volksempfänger und 
      in den Filmen von Leni Riefenstahl. Während Amerikaner Spielfilme noch für 
      puren Eskapismus hielten, wussten Deutsche schon, dass 
      Massenkommunikationsmittel Waffen sein können. Entsprechend benutzten sie 
      diese. “Die Amerikaner haben unser Unterbewusstsein kolonisiert", lautet 
      ein Satz des Regisseurs Wim Wenders. Die deutsche Reputation für dunkle 
      Manipulation der Massenmedien wirkt noch nach.  
      Das pralle Angebot der neuen Medien richtet sich 
      vorzugsweise an junge Menschen. Diese jungen Heranwachsenden sind einer 
      zeittypischen Droge verfallen, dem Rausch der Geschwindigkeit. Sie finden 
      sich in dem Labyrinth der Angebote zurecht, aber nicht mehr heraus.  
      Ich gebe ihnen einen Leitfaden, damit sie sich 
      selbstbestimmt zurechtfinden. 
        
      2.2. Zugangsvorausetzungen zu einem Massenmedium,
       
      Beispiel NW 
      Im Landesrundfunkgesetz des Landes NW heisst es im 
      § 24, Absatz 4:  
      “Jede Veranstaltergemeinschaft muss in ihr Programm 
      nach Massgabe des Programmschemas mit bis zu 15 vom Hundert der Sendezeit, 
      höchstens jedoch zwei Stunden täglich, Programmbeiträge, insbesondere mit 
      kultureller Zielsetzung, einbeziehen.”  
      Bei dem lokalen Radiosender Antenne Düsseldorf z.B. 
      sind diese Zeiten auf den Zeitraum 19.05 – 21.00 (unterbrochen durch 
      Werbung und Nachrichten des Mantelprogrammbetreibers) im Programmschema 
      festgelegt. Zu dieser Zeit werden ca. 10.000 Menschen erreicht. Für andere 
      Verbreitungsgebiete in NW dürften ähnliche Zahlen und Sendezeiten gelten.
       
      Auch in anderen Bundesländern gibt es Zugang für 
      Bürgergruppen zum Massenmedium Radio.  
        
      2.3. Vermittlung von wichtigen medientheoretischen 
      Ansätzen 
      Von der “Radiotheorie” Brechts über Benjamins 
      “Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit” bis hin zu 
      Enzensbergers “Baukasten zu einer Theorie der neuen Medien” sollen 
      Medientheorien kritisch beleuchtet und auf ihre Anwendbarkeit kritisch 
      hinterfragt werden.  
        
      2.4. “Keine Ahnung von der Technik, von der isch nix 
      verstonn...” 
      Mikrofon, Mischpult, Aufnahmegerät sind 
      Hilfsmittel, nicht mehr und auch nicht weniger. Schwer zu lernen ist das 
      nur, wenn man es sich schwer macht. Die moderne Aufnahmetechnik zu lernen 
      ist nicht schwieriger, als einen Cassettenrecorder zu bedienen, um eine 
      Aufnahme zu übersteuern, muss man schon viel falsch machen. Wie man diese 
      Fehler vermeidet lernt man unter dieser Rubrik. 
        
      2.5. Zur Sprache kommen – über das Artikulieren im 
      Medium Radio 
      Knallige Konsonanten und hechelnder Atem, ein gutes 
      Mikrofon überträgt alles, doch man kann es überlisten. Dazu ein paar 
      praxisnahe Beispiele, wie man diese Schwierigkeiten schon vorab im 
      Manuskript umgehen kann.  
        
      3. Wer nicht hören will... Produktorientierte 
      medienpädagogische Arbeit
       
      3.1. Einführung: ein akustischer Spaziergang durch 
      die Hörspielgeschichte mit Hörbeispielen 
      Die Geburtsstunde des Hörspiels begründeten 
      Radiosendungen, die in den 20–er Jahren des 20. Jahrhunderts “Theater im 
      Funk” zu bestimmten Sendezeiten ausgestrahlten. Das Tonbandgerät war noch 
      nicht erfunden, die Aufnahmetechniken liessen zunächst nur einfache 
      Produktionen auf Schallfolien zu, und der Hörspieltext als solcher 
      existierte noch nicht. Der Regisseur griff auf literarische Werke wie etwa 
      ein Prosastück zurück, liess die Handlung von einem allwissenden Erzähler 
      vortragen und gab dem Ganzen einen Anschein von Leben, indem er einzelne 
      Figuren agieren liess und sie mit heute naiv wirkenden Geräuschen 
      unterlegte.  
      Das erste Hörspiel (»Danger» von Richard Hughes) 
      wurde 1924 von der BBC ausgestrahlt. Es spielt in einem Bergwerk und war 
      im Grunde nichts anderes als Theater für Blinde. Die Atmosphäre eines 
      Bergwerkstollens wurde dadurch zu erwecken versucht, indem der Regisseur 
      schlechterdings das Licht ausschaltete und die handelnden Personen im 
      wahrsten Sinne des Wortes im Stollen verschütt gehen liess.  
        
      3.2. Hörspiele unter künstlerischem Aspekt 
      Während in der klassischen Darstellung eines 
      Hörspiels die Handlung von einem allwissenden Erzähler beschrieben und von 
      agierenden Personen mit musikalischer und lautlicher Unterstützung 
      aufgeführt wird, entwickelt sich in der modernen Darstellung die Dramatik 
      der Handlung aus einem Dialog, unter Beibehaltung der Komponenten Geräusch 
      und Musik.  
      Eine Revolution in der Hörspielgeschichte stellte 
      die Idee des Filmemachers Walter Ruttmann Ende der 20–er Jahre des 20. 
      Jahrhunderts dar, der die Technik der Montage von Filmbildern auf das 
      Hörspiel übertrug. Schnitt und Beschleunigung wurden wesentliche Merkmale 
      dieser Gattung. Hatte man bei der klassischen Produktionsweise 
      Cassettenaufnahmen das Buch zum Hörspiel gleich selbst lesen, so erweitert 
      sich nun der Handlungsspielraum, indem der Hörer, gleichwie im Film, mit 
      der handelnden Figur durch den Schnitt von einer Ebene in eine andere 
      transportiert wird: Beispielsweise ist dadurch ein Flug von Paris nach New 
      York, der in drei Minuten dargestellt wird, für den Hörer nachvollziehbar, 
      obwohl die Flugdauer in der Realität acht Stunden beträgt.  
      Das Hörspiel »Weekend« ist die Ursonate des 
      geschnittenen Hörspiels vor, welche im eigentlichen Sinne keine 
      literarische Handlung enthält. Es bedeutet zugleich den Beginn der Kunst 
      im Hörspiel der Regisseur vertraut allein auf die Ergänzungsleistung des 
      Hörers, während er in Schnittfolgen mit Sprache, Musik, Tönen im 
      allgemeinen und Literatur ein Wochenende in Berlin Anfang der 30er Jahre 
      spielerisch komprimiert.  
      Als das Hörspiel der Hörspiele ging jedoch in die 
      Geschichte die Funkproduktion des Stückes »War of the worlds« von Orson 
      Welles nach einer Geschichte von H. G. Wells ein, die 1938 vom Mercury 
      Theater on the Air uraufgeführt wurde. In einer Radiosendung versetzte 
      Regisseur Orson Welles die amerikanische Nation mit seiner Mitteilung, auf 
      der Erde seien Marsmenschen gelandet, derartig in Angst und Schrecken, 
      dass es trotz aller Verlautbarungen, es handele sich hier nur um ein 
      Hörspiel, zu panikartigen Reaktionen kam.  
        
      3.3. Das O–Ton (Originalton) Hörspiel 
      Repräsentativ für die Arbeit mit authentischen 
      Sprechszenen steht Ferdinand Kriwets »Radioball«. Auf einer 
      Tonbandmaschine nahm er fünfzehn Sendungen “Sport und Musik” auf, kopierte 
      nach genauen Studien seines Materials für die Sportart Fussball typische 
      und markante Stellen auf eine andere Maschine um, um sie anschliessend 
      nach bestimmten Kriterien zu ordnen. Aus diesem Fundus erstellte er sodann 
      sein O–Ton Hörspiel, ohne selbst dabei das Wort zu ergreifen.  
        
      3.4. Der Moderne Funkmonolog 
      Ein akustisches Beispiel ganz anderer Art ist 
      Theodor Weissenborns Funkmonolog »Der Sündenhund«. In 45 Minuten 
      Spieldauer kann Sprecherin Katharina Talbach dem Hörer plausibel erklären, 
      dass sie der siebenjährige Peter Küpper sei, der vom Vater misshandelt 
      wurde und nun sein Leben als Zombie fristet. 
        
      3.5. Das Kriminalhörspiel 
      Zunächst eine Bemerkung zur Statistik: Nach 
      errechneter Einschaltquote im WDR-Sendegebiet erfreut sich der Krimi unter 
      den Hörspielgattungen grösster Beliebtheit. Danach hören rund 130.000 
      Rundfunkteilnehmer Kriminalhörspiele pro Woche.  
      Zum Aufbau: Der typische Krimi beginnt bereits mit 
      einem Mord, aus dem sich Opfer und Tathergang ergeben. Zur Darstellung des 
      Tathergangs bewährten sich im Hörfunk besonders Methoden, wie das 
      Erschiessen, Erwürgen oder Röcheln nach einer Vergiftung. Im folgenden 
      gilt es möglichst geschickt Hase und Igel mit dem Hörer zu spielen um am 
      Schluss eine Überraschung zu präsentieren.  
        
      3.6. Das Humorvolle Hörspiel 
      Repräsentativ für den schwarzen britischen Humor 
      steht das von der BBC für das Kinderprogramm produzierte Hörspiel »Per 
      Anhalter durch die Galaxis« von Douglas Adams, das des weiteren auch als 
      Buch und Film erhältlich ist. Die Story beginnt da, wo alle Sience–Fiction–Stoffe 
      sonst aufhören, mit der Zerstörung der Erde. 
        
      
      3.7. Pop goes Hörspiel 
      Mit diesem Slogan wurde eine neue Art des Hörspiels 
      eingeleitet, das vor allem einen breiteren und jüngeren Publikumskreis – 
      im Alter zwischen 15 und 35 Jahren – zu erschliessen sucht. Vor allem die 
      Mitwirkung von Pop – und Rockgruppen am Hörspiel verspricht, dass auch 
      Rezipienten angesprochen werden, die normalerweise nicht mit Literatur zu 
      erreichen sind.  
      Als Beispiel und Modell, aus dem sich alle anderen 
      Hörspiele aus diesem Bereich ableiten, dient die »Die Hamletmaschine«, 
      welche nach einem Theaterstück von Heiner Müller 1990 gemeinsam von 
      Regisseur Joachim Rindfleisch und der Gruppe 'Einstürzende Neubauten' 
      produziert wurde. Es ist als CD erhältlich und wird unter einem Label 
      vertrieben, das normalerweise nur Punkgruppen verkauft.  
        
      4. Kurzhörspiele 
      Im Verlauf des Seminars sollen die Teilnehmer 
      lernen, wie man ein Kurzhörspiel erstellt, eine kurze Geschichte erzählt, 
      ohne das dabei ein Erzähler gebraucht wird, sich die Spannung rein 
      dialogisch und vor allem akustisch aufbaut. Ein Schwerpunkt des Kurses 
      liegt auf akustischen Erkundungen:  
      Wo und in welcher Atmosphäre lässt sich was 
      realisieren? Wie schaffe ich es, ein Kurzhörspiel möglichst lebendig 
      wirken zu lassen? 
        
      5. Eine Kurzhörspiel–Fortsetzungsgeschichte 
      Im fortschreitenden Konkurrenzkampf der 
      öffentlich/rechtlichen mit den kommerziellen Rundfunkanbietern glauben die 
      ersteren den “veränderten Hörgewohnheiten” dadurch entgegen kommen zu 
      müssen, das sie Beiträge anbieten, deren Würze in der Kürze liegt. Das 
      Seminar »SpannungsBogen« soll dem insofern Rechnung tragen, dass mit der 
      kurzen Form gespielt wird. Doch gerade hier wird eine Geschichte erzählt, 
      die spannend ist und die Zuhörer fesselt!  
      In dem Seminar »SpannungsBogen« arbeiten 12 
      Jugendliche zusammen an einer Kriminal–Fortsetzungsgeschichte für Kinder. 
      Jeder ist für seine Kurzhörspiel–Folge verantwortlich. Die maximale Länge 
      jeder Folge beträgt 4.30 Minuten. Alle Teilnehmer sind für die 
      Gesamthandlung verantwortlich, die gemeinsam diskutiert und geplant wird.
       
        
      6. Geschichten erzählen 
      “Sei fleissig, bleibt unter zwodreissig!” lautet 
      eines der wenigen ironischen Statements auf der Kommerzradio–Szene, der 
      Rest wären dieser Logik zufolge: “Fakten, Fakten, Fakten”.  
      Das sich diese Behauptung auch durch wiederholtes 
      Betonen nicht einlöst, liegt daran, das, wenn man sich nach 15 Sekunden 
      langweiligem, emotionslosen Gewäsch auch 2.30 Minuten elendlich lang sein 
      können. Ich bin in der literaturpädagogischen Praxis zu der Ansicht 
      gelangt, dass Geschichten so lang und so lang interessant sind, wie sie – 
      möglichst spannend – erzählt werden.  
      Wie stellt man das an?  
      Jemanden für sich einzunehmen, sein Gegenüber zu 
      bezaubern, kurz Beachtung zu finden ist eine urmenschliche Eigenschaft. 
      Von der Klatschgeschichte über ein dialogisches Beziehungsschachspiel bis 
      hin zum skurrilen Bericht einer Hinrichtungshostess, die dem jeweiligen 
      Delinquenten ein Stück Schokolade oder seine letzte Zigarette vor der 
      Hinrichtung überreicht.  
      Kurzum, es gibt keine langweiligen Geschichten. 
      Jede Geschichte ist so spannend und bleibt solange spannend, wie sie 
      erzählt wird. 
        
      7. Das Erlernen von dramaturgischen Fähigkeiten an 
      einem längeren Hörspiel. 
 
      
       Ausgangspunkt ist ein grösserer Stoff, der für das 
      Medium bearbeitet wird. Die Rollen der Sprecher und Sprecherinnen 
      übernehmen die Schüler im Sinne einer ganzheitlichen Medien-erziehung 
      gemeinsam. In der Aus-einandersetzung mit den Schüler-innen und Schülern, 
      wird der Text danach abgeklopft, ob er mit Hilfe der Teilnehmer die 
      Zielgruppe erreichen kann. Die Schülerinnen und Schüler lernen und 
      über-nehmen im Lauf des Kurses Arbeitsbereiche wie Technik, Dramaturgie, 
      oder Dialogführung. Ein Beispiel hierfür ist die literatur-pädagogische 
      Produktion »Reality Radio«.  
      Die im folgenden als mp3-Files präsentierten Kurzhörspiele finden sich auch auf der CD »Ohryeure«. 
       
      
    Hörbeispiel 
      1, 2.37 min, 2,46MByte, Bericht mit O-Ton, A.J. Weigoni 
      
    Hörbeispiel 
      2, 1.01 min, 0,96 MByte, Im Angebot, Franz Halmackenreuther 
      
    Hörbeispiel 
      3, 0.42 min, 0,65 MByte, Das geht mit auf den Senkel, Böseke, Jahn, 
      Ollmann, Weigoni  
      
    Hörbeispiel 
      4, 3.05 min, 2,95 MByte, Entspannen Sie sich! Mario Giordano 
      
    Hörbeispiel 
      5, 0.48 min, 0,76 Mbyte,  Radetz-ky, Ferdi Padchulke & die getürkten 
      Untakreiner 
      
    
      Hörbeispiel 6, 22.08 min, 39 MByte,
      Sportsfreunde 
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