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Transdisziplinarit�t in der
Technologieforschung und Ausbildung

Eberhard von Goldammer und Rudolf Kaehr

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We must stop acting as though nature were organized
into disciplines in the same way that universities are.
- Russell L. Ackoff

 

 

Ganzheitliche (Ingenieur-) Ausbildung, Integration von Geistes- und Sozialwissenschaften in alle Fachbereiche oder eine inter-, multi- oder transdisziplin�re Ausbildung werden heute ebenso h�ufig gefordert, wie das "interdisziplin�re Gespr�ch zwischen Natur- und Humanwissenschaften".
So gerechtfertigt diese Forderungen im einzelnen auch sein m�gen, so f�hren sie, sofern �berhaupt der Versuch unternommen wird, sie zu realisieren, im allgemeinen zu grunds�tzlichen Schwierigkeiten. W�hrend die Natur- oder Ingenieurswissenschaften zu den sog. "harten" Wissenschaften z�hlen, die sich im Gegensatz zu den Humanwissenschaften durch einen hohen Grad an Mathematisierung (Formalisierung) auszeichnen, so da� eine Verst�ndigung innerhalb dieser Disziplinen noch einigerma�en gew�hrleistet zu sein scheint, begegnet man in den sog. "weichen" Wissenschaften i.a. recht unterschiedlichen Lehrmeinungen, was eine Verst�ndigung nicht nur innerhalb dieser Disziplinen erschwert.

Dar�ber hinaus beobachtet man auch hier ebenso wie in den Natur- oder Ingenieurswissenschaften eine unaufhaltsame Entwicklung hin zum Spezialistentum, so da� die Besch�ftigung des Naturwissenschaftlers oder Ingenieurs mit diesen Disziplinen entweder in ein Zweit-, Dritt-, usw. Studium ausartet, oder das oben geforderte Gespr�ch zur Plauderstunde im Stile einer Fernsehdiskussion verflacht.
Auch ein "Studium Generale" oder "Fundamentale" f�hrt hier nicht aus der Sackgasse. Im allgemeinen wird hierbei lediglich eine Spaltung in einen "Arbeitsalltag" und dem "feiert�glichen" Umgang mit Kunst und/oder Philosophie vorgenommen. So wichtig die Besch�ftigung mit Kunst oder dem Gedankengut der gro�en Denker vergangener Epochen f�r die Pers�nlichkeitsentwicklung auch sein m�gen, ein neuer Wissenschaftsansatz aus dem heraus letztendlich neue wissenschaftlich didaktische Konzeptionen entwickelt werden k�nnten, die mehr als nur eine einfache Addition unterschiedlicher F�cher darstellen, wird auf diese Weise nicht kreiert. Ein solcher Wissenschaftsansatz bildet jedoch eine notwendige Voraussetzung, um den hochgesteckten Forderungen auch nur entfernt gerecht zu werden. Die folgende Diskussion versteht sich nicht als Katalog f�r L�sungsvorschl�ge, sondern dient eher dem bescheidenen Versuch einer Untersuchung der strukturellen, wissenschaftstheoretischen Schwierigkeiten, die bei einer ganzheitlichen Beschreibung lebender Systeme ("system wholes") auftreten. Man spricht heute gerne von "linearem" im Gegensatz zum "komplexen" Denken, ohne da� dabei so eigentlich klar wird, was man darunter zu verstehen hat. Von Seiten der Physiker h�rt man etwas �ber "komplexe" Systeme, �ber die "Theorie dissipativer Strukturen", �ber "Synergetics" oder �ber "Chaos", wobei der Eindruck entsteht, dies seien die gew�nschten "ganzheitlichen" Naturbeschreibungen.
Kurz, es existiert eine Flut neuer Schlagworte, deren Bedeutung in aller Regel sehr unklar bleibt und h�ufig zu euphorischen, kaum tragf�higen Spekulationen f�hrt. Um es gleich vorwegzunehmen, weder die "Theorie dissipativer Strukturen" noch "Synergetics" oder "Chaos" u.�. bilden einen Wissenschaftsansatz f�r eine "ganzheitliche" Naturbeschreibung - man befindet sich hier immer noch im Kontext der "klassischen" Physik, einer Einzelwissenschaft, deren erkl�rtes Ziel es ist, Quantit�ten und deren Ver�nderungen mit Hilfe mathematischer Modelle zu beschreiben, und die deshalb notwendigerweise reduktionistisch ist. Weiter unten wird diese Behauptung etwas n�her analysiert werden.

Zuvor sollen jedoch in einer ersten N�herung die Begriffspaare,

kompliziert - komplex

hierarchisch - heterarchisch

in ihrer Bedeutung etwas sch�rfer eingegrenzt werden. Wenn im folgenden von "komplexen Systemen" gesprochen wird, so bezieht sich dies auf den logischen Komplexit�tsgrad ihrer Beschreibung. Systeme dieser Art zeichnen sich durch ein Zusammenspiel von heterachischen und hierarchischen, d.h., neben- und �bergeordneten Strukturen aus. W�hrend die klassische Logik eine hierarchische Konzeption darstellt und dem Wortstamm entsprechend nur eine Logik kennt, also monokontextural ist, zeichnet sich eine heterarchische Konzeption der Logik, eine sog. transklassische Logik, durch eine Vielheit von Nachbarkontexturen aus, die miteinander vermittelt sind (Polykontexturalit�t).
Heterarchisch strukturierte Systeme entziehen sich daher einer ad�quaten Beschreibung mit Hilfe des klassischen logisch mathematischen Instrumentariums. Der Grad der Komplexit�t bezieht sich somit als Ma� auf die Anzahl der miteinander vermittelten basalen Logik-Systeme. Heterarchie bedingt Selbstreferentialit�t, eine charakteristische Eigenschaft aller lebenden Systeme. Selbstreferentielle Systeme sind in der Lage sich von ihrer Umgebung ein "Abbild" zu machen und dies in einer systemspezifischen Weise zu reflektieren (Kognition). Ihre Beschreibung zeichnet sich durch einen hohen logischen Komplexit�tsgrad aus und f�hrt im Rahmen der klassischen Logik immer in antinomische Situationen (G�nther, von Foerster, L�fgren).

Eine derartige antinomische Situation sei durch folgendes Beispiel verdeutlicht. Im Zen-Buddhismus ist das angestrebte Ziel Erleuchtung. Der Zen-Meister versucht, seinen Sch�ler auf verschiedene Weise diesem Ziel n�her zu f�hren. Eine �bung besteht darin, da� er dem unvorbereiteten Sch�ler einen Stock �ber den Kopf h�lt und grimmig sagt: "Wenn du sagst, dieser Stock sei real, werde ich dich damit schlagen. Wenn du sagst, dieser Stock sei nicht real, werde ich dich damit schlagen." Der Zen-Sch�ler k�nnte in dieser Situation �ber sich greifen und dem Meister den Stock wegnehmen, der diese Antwort, bei der ein Kontextwechsel vorgenommen wurde, akzeptieren w�rde. Es sei hier nur angemerkt, da� bei einem Schizophrenen diese F�higkeit zum Kontextwechsel im allgemeinen zusammenbricht. Man bezeichnet dies in der Psychatrie als double bind-Situation (Bateson). Komplement�r dazu sind "komplizierte Systeme" zu sehen. Die Beschreibung einer computergesteuerten Werkzeugmaschine mag zwar einen hohen Grad an Kompliziertheit aufweisen, sie ist in dem oben genannten Sinne jedoch nicht komplex. Auf der anderen Seite bildet beispielsweise eine Am�be hinsichtlich ihrer Beschreibung ein extrem komplexes System von vergleichsweise geringer Kompliziertheit. Kompliziertheit bezieht sich als Ma� auf die Parameterstruktur zur Beschreibung eines Systems. Eine ganzheitliche Systemtheorie basiert auf einem logisch strukturellen Organon, in dem die Aspekte von Kompliziertheit und Komplexit�t integrativ miteinander vermittelt sind. Ganzheiten sind Vermittlungssysteme von hierarchischen und heterarchischen Strukturen.

"Wissenschaft beweist nie irgend etwas;
"Wissenschaft sondiert, sie beweist nicht."

Dieses Zitat, das einem Buch von Bateson entnommen ist, mag bei denjenigen, die sehr stark durch die Tradition abendl�ndisch platonischen Denkens gepr�gt sind, auf Widerspruch sto�en. Seine Bedeutung ist jedenfalls weder in das allgemeine Bewu�tsein von Wissenschaftlern, noch in das der �ffentlichen Meinung eingedrungen, wie die teilweise fast schon ideologisch anmutenden Expertendiskussionen (vrgl.z.B.: Kernenergie-Debatten, etc.) und das folgende willk�rlich herausgegriffene Zitat aus einer Zeitung ("Die Zeit vom 20.2.87) verdeutlichen: "...seit im September 1985 gegen den Widerstand Frankreichs in London ein internationales Abkommen unterzeichnet wurde, das das Versenken von Atomm�ll im Meer bis auf weiteres untersagt. Das Verbot soll erst dann aufgehoben werden, wenn wissenschaftlich bewiesen‚ sein sollte, da� der Atomschrott keine nachhaltigen Umweltsch�den hinterl��t...". Nat�rlich l��t sich die Behauptung in der �berschrift selbst nicht beweisen, jedoch lassen sich sehr schnell Beispiele aus dem Bereich der Sozial- oder Wirtschaftswissenschaften finden, die diese Aussage untermauern w�rden. Ein Beispiel aus der Physik - einer wahrhaft "harten" Wissenschaft - soll die Bedeutung dieses Zitats verdeutlichen. Betrachtet man den Fall eines K�rpers, sagen wir vom 7. Stock eines Geb�udes, so wird dieser mehr oder minder gut durch Newton's Gravitationsgesetz (I. Newton, 1643-1727) beschrieben und zwar unabh�ngig von seiner Form, Farbe, Geruch oder der Architektur des Geb�udes:

Das Ph�nomen der Gravitation wird mit dieser Metapher beschrieben, jedoch nicht bewiesen. D.h., Wissenschaft ist die begriffliche Fassung von Erfahrung (Beobachtung), wobei f�r das Ph�nomen "Gravitation" neben dem Begriff des Raumes als Gesamtheit aller m�glichen Orte r eine Reihe weiterer physikalischer Begriffe erfunden wurden. Dies sind vor allem der (physikalische) Begriff der Zeit t als Mittel zur Aufreihung der Orte des K�rpers zu seiner Bahn, der Begriff der Masse m als charakteristische Gr��e des K�rpers und die Kraft F als Ausdruck aller M�glichkeiten der Einwirkung durch die "Au�enwelt" (alles was nicht zum K�rper z�hlt) auf den K�rper oder genauer, auf die Bewegung des K�rpers. D.h., hier wurden Begriffe erfunden und nach Regeln so miteinander verbunden, da� sich im Verbindungsschema all das widerspiegelt, was man an der Erfahrung f�r wesentlich h�lt. Solche Verbindungsschemata f�hren zu einer physikalischen Theorie, die nichts anderes als eine sehr effiziente Kurzschrift zur Beschreibung von Erfahrungen darstellt und den Vorteil gegen�ber der Umgangssprache besitzt, gro�e B�ndel von zum Teil recht unterschiedlichen Beobachtungen (z.B.: den Fall eines Apfels vom Baum und die Umlaufbahn der Planeten um die Erde) durch gemeinsame �berschaubare Regeln zu komprimieren (semantische Intersubjektivit�t), oder es lassen sich beispielsweise neue noch nicht gemachte Erfahrungen aus solchen Kalk�len deduzieren (logische und operative Intersubjektivit�t). So l��t sich aus Gl. (1) beispielsweise der Zusammenhang zwischen Weg und Zeit f�r den "freien Fall" ableiten, d.h.,

Die einzelnen Schritte zur Herleitung von (2) sind selbstverst�ndlich streng logisch im Sinne einer mathematischen Beweisf�hrung. D.h., innerhalb des Kontextes einer physikalischen Theorie oder wie man auch sagt, intrakontextural sind die Gesetze der klassischen Logik*) g�ltig und anwendbar.Genau an diesem Punkt ist der Reduktionismus eines solcherma�en aufgebauten wissenschaftlichen Theoriengeb�udes begr�ndet, dessen Anwendungsbereich sich auf den einmal gew�hlten Kontext beschr�nkt. Daran �ndert sich auch nichts, wenn nicht-lineare Effekte in die wissenschaftliche Beschreibung miteinbezogen werden, wie dies in moderneren physikalischen Theorien, z.B. der Synergetics, geschieht. Auch diese Beschreibungen sind reduktionistisch und niemals ganzheitlich.

Wenn also beispielsweise der Stoffwechsel von Affen beschrieben wird, und es handelt sich dabei um ein sog. "offenes" physikalisches System, das sich "fern ab" vom thermodynamischen Gleichgewicht befindet (Nicht-Linearit�t), so wird damit nicht das System "Affe" beschrieben. �ber deren Verhalten erf�hrt man beispielsweise nichts, denn hier w�rde man einen Kontextwechsel vornehmen m�ssen, und der ist in der physikalischen Theorie weder vorgesehen noch m�glich.

Physikalische Systeme werden stets so gew�hlt (reduziert), da� die Gesetze der klassischen Logik anwendbar sind, andernfalls w�rden Antinomien im Sinne des III. Axioms des TND auftreten. Es handelt sich bei derartig gew�hlten physikalischen Systemen somit immer um "komplizierte" und nicht um "komplexe" Systeme (siehe oben). Nun ist eine Zerlegung des wahrgenommenen Universums in Teile und Ganze sicherlich angemessen und notwendig, keine Notwendigkeit bestimmt jedoch, wie dies geschehen soll. Und genau hierin begr�ndet sich der wissenschaftliche Anspruch einer modernen allgemeinen Systemtheorie.

Betrachtet man die Vielheit der Einzelwissenschaften (Multi-Disziplinarit�t), so zeichnet sich jede von ihnen durch einen Objektbereich (Obj) und einen Methodenbereich (M) aus, d.h.,

Einzel_W : {M, Obj}

Interdisziplinarit�t l��t sich verstehen als gemeinsame Bearbeitung eines Objektbereiches durch die jeweiligen Methoden der unterschiedlichen Einzeldisziplinen. Dies setzt bereits einen allgemein g�ltigen Objektbegriff voraus (s.Abb.I). In vielen F�llen mag ein derartiges Vorgehen angebracht sein. Auf die entstehenden Schwierigkeiten insbesondere bei der Kooperation von Natur- und Humanwissenschaften ist eingangs bereits hingewiesen worden. Hier taucht schon die Frage nach der Existenz eines allgemein verbindlichen Objektbegriffes in den Natur (bzw. Ingenieurs-) und Humanwissenschaften auf. Solange man sich lediglich auf tote Objekte bezieht, mag eine Einigung noch m�glich sein, die Verst�ndigung wird jedoch schwierig, wenn der Mensch selbst in den Objektbereich miteinbezogen werden mu�.

- Das ist das Problem. -

Abbildung I: Interdisz.: {M1‚,...,Mn‚;"Obj"}

  • Interdisziplinarit�t.: ein gemeinsamer Gegenstandsbereich
     (klass. Voraussetzung),

  • verschiedene Methoden

Das Resultat einer interdisziplin�ren wissenschaftlichen T�tigkeit als Konkretion eines Symposiums ist der Sammelband. Jeder (z.B.: der Physiker, der Neurologe, der Soziologe, etc.) schreibt etwas, und es entsteht die Repr�sentation eines sich komplex darstellenden Objektebereichs unter verschiedenen, durch die jeweilige Einzeldisziplin bestimmten Perspektiven. Das Produkt ist der Sammelband, dessen (ganzheitlicher) Zusammenhang von einem imagin�ren, �berdisziplin�ren Leser hergestellt werden m��te.

Abbildung II: Transdisziplinarit�t.: {"M"; Obj1,Obj2‚,...,Objn }

Transdisziplinarit�t.: durch die jeweiligen Methoden‚ hindurchgehend = allg.Rationalit�t‚

  • eine gemeinsame Rationalit�t trotz verschiedener Methoden

  • viele Gegenstandsbereiche.

In der Abbildung I und III ist die interdisziplin�re Vorgehensweise durch Pfeile von den Einzelwissenschaften ausgehend in den Objektbereich symbolisiert. Der imagin�re Leser ist der Traumstudent eines jeden "studium generale", der Generalist.

Komplement�r zur interdisziplin�ren Wissenschaftskonzeption verh�lt sich die Konzeption der Transdisziplinarit�t (Abb.II & III; gestrichelte Linie in der Abb.III). Sie setzt einen allgemeinen Begriff von Rationalit�t voraus. D.h., man geht von einer gemeinsamen Konzeption von Wissenschaftlichkeit aus, die durch die Anerkennung der klassischen Logik und gewisser methodischer Vorgehensweisen, wie den Prinzipien der Induktion, der Deduktion oder der Abduktion, gekennzeichnet ist. Beiden Konzeptionen gemeinsam ist ein ontologisches Konstrukt von Gegenst�ndlichkeit; der Gegenstand existiert unabh�ngig vom Subjekt und ver�ndert sich durch die Betrachtung unwesentlich. Es gilt der Satz der Identit�t und das Tertium Non Datur als Basis des logischen Systems, trotz aller Modifikationen und Schattierungen dieser logischen Grundprinzipien. Das Resultat ist eine Allgemeinverbindlichkeit sowohl im Objektbereich (f�r die interdisziplin�re Konzeption), wie im Methodenbereich (f�r die transdisziplin�re Konzeption). Logik und Ontologie sind einthematisch (monokontextural). Beide Konzeptionen l�sen daher nicht das Problem der Vermittlung zwischen den (nebengeordneten) Einzelwissenschaften, denn Monokontexturalit�t impliziert allenfalls Hierarchisierung sowohl innerhalb aber auch zwischen den Einzeldisziplinen, etwa im Sinne einer Meta-Wissenschaft wie Metaphysik oder das "Studium Fundamentale" als Komplement zum "Studium Generale", was beide Konzeptionen ad absurdum f�hren w�rde. Im Gegensatz zur ganzheitlichen Konzeption, die f�r ihre Darstellung eine Vielheit von logisch-strukturellen Positionen, die untereinander vermittelt sind, einnehmen mu�, und die nicht im Sprachraum einer einheitlichen (monokontexturalen) Logik formulierbar sind, stellt sich die inter und transdisziplin�re Wissenschaftskonzeption letztlich als entschieden reduktionistische und nicht ganzheitliche Denkweise dar. In beiden Wissenschaftskonzeptionen ist es irrelevant, wer die Methoden wann appliziert, denn die Applikation der Methode ist nicht selbst Bestandteil der Methoden, d.h., Subjektivit�t ist ausgeschlossen.

Abbildung III: Inter- und Transdisziplinarit�t

Der transdisziplin�re Wissenschaftsansatz wird am besten charakterisiert durch die Deklaration der "American Society for Cybernetics" aus dem Jahr 1983:

"Cybernetics is a way of thinking, not a collection of facts"

und durch die Arbeiten der "second order cybernetics" von Maturana, Varela, von Foerster, die am Biological Computer Labortatory (BCL) der Universit�t von Urbana (Urbana, Illinois) in den 60er und 70er Jahren entstanden sind.

Es wird heute allzu leicht vergessen, da� der Ansatz einer allgemeinen Systemtheorie, von Anfang an der Tradition einer biologischen Ganzheitlichkeit verpflichtet war (L.von Bertalanffy). Durch die Mathematisierung (Mengentheorie, Differentialgleichungen) wurde dieser Ansatz zwar f�r technische Anwendungen zug�nglich, jedoch auf Kosten der f�r die Biologie (Theorie lebender Systeme) notwendigen Ganzheitlichkeit. Da Ganzheit nur durch eine Vielheit von einander vermittelnden Positionen (polykontexturale Thematisierungen) beschrieben werden kann, ist eine Transformation des logisch mathematischen Instrumentariums zugunsten ganzheitlicher Denkformen historisch notwendig.

Eine derartige Transformation des logischen und arithmetischen Apparates nach den Prinzipien einer ganzheitlichen System-Wissenschaft �ber die Transdisziplinarit�t der "second order cybernetics" (von Foerster) und des sog. "Radikalen Konstruktivismus" hinaus ist in den Forschungen am BCL insbesondere durch die Arbeiten (Polykontexturalit�ts-Theorie) des (transklassischen) Logikers und Philosophen der Kybernetik G.G�nther, und durch R.Kaehr in Angriff genommen worden.

The logic of the world is the logic of descriptions (of the world).

 

LITERATURVERZEICHNIS:

 

Bateson, G.: �kologie des Geistes, Suhrkamp 1983. zum Text

Bateson, G.: Geist und Natur eine notwendige Einheit, Suhrkamp 1982. zum Text

Bertalanffy, L.von: Der Organismus als physikalisches System betrachtet, Naturwiss.28(1940)521. zum Text

Foerster, H.von: Sicht und Einsicht, Vieweg Verlag 1985. zum Text

G�nther, G.: Beitr�ge zur Grundlegung einer operationsf�higen Dialektik, Vol.I III, Felix Meiner Verlag, Hamburg 1980. zum Text

Kaehr, R.: Materialien zur Formalisierung der dia lektischen Logik und der Morpho grammatik, in: "Idee und Grundri� einernicht Aristotelischen Logik" von G.G�nther, Felix Meiner Verlag 1978. zum Text

L�fgren, L.: An axiomatic explanation of complete self reproduction, Bull.Math.Biophys.30(1968) zum Text

Maturana, H.: Erkennen: Die Organisation und Verk�rperung von Wirklichkeit Vieweg Verlag 1985. zum Text

Schmidt, S.J.(Ed.): Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus, Edition Suhrkamp, 1987. zum Text

Varela, F.J.: Principles of Biological Autonomy, in "General Systems Research" (G.Klir, ed.), North Holland Publ.1979. zum Text

FOOTNOTES

*) Hier durch die Axiome der ARISTOTELISCHEN LOGIK repr�sentiert:

I. AXIOM: "Satz der Identit�t"

"Alles ist mit sich identisch und verschieden von anderem."

Beispiel: Sagt jemand von sich er sei Katholik, dann ist er nicht Protestant oder Moslem, etc.

II. AXIOM: "Satz vom kontr�ren Widerspruch"

"Von zwei S�tzen, von denen einer das Gegenteil des anderen aussagt, mu� einer falsch sein."

Beispiel: Herr X. ist Protestant. Herr X. ist Katholik.

III. AXIOM: "Satz vom kontradiktorischen Widerspruch oder Satz vom ausgeschlossenen Dritten

oder das sog. 'TERTIUM NON DATUR' (TND)"

"Von zwei S�tzen von denen einer das vollst�ndige Gegenteil des anderen aussagt, mu� einer richtig sein."

Beispiel: Herr X. ist Katholik. Herr X. ist Nicht Katholik.

IV. AXIOM: "Satz vom zureichenden Grunde"

"Alles hat seinen Grund, warum es so ist, wie es ist."

Die Autoren sind Mitglieder des Instituts f�r Kybernetik und Systemtheorie e.V., ICS

Autor contacts:
Eberhard von Goldammer (vgo@xpertnet.de)
Rudolf Kaehr (rkaehr@connectfree.co.uk)