Die FIFA und ihr ambivalentes Verhältnis zur Technik

Leistungssport aller Art war und ist immer auch Ausdruck des technisch Machbaren. Alles ist Hightech, von der Bekleidung über die Geräte bis zu den Instrumenten zur Leistungsmessung und Bewertung. Allein die FIFA erfrecht sich, die ganze Welt, die Mannschaften und vor allem die eigenen Schiedsrichter an der Nase herum zu führen und der Lächerlichkeit preiszugeben, und das beim größten medialen Sportereignis der Welt, der Fußballweltmeisterschaft.

Angesichts der jedem Fernsehzuschauer offensichlichen krassen Fehlentscheidungen während der WM 2010 in Südafrika mutet die wiederholte Entscheidung der FIFA, keine Videobeweise zuzulassen, an wie eine krude Mischung aus bösem Willen, Technikverweigerung und Dummheit. In letzter Konsequenz ist der zu bestimmende Weltmeister nicht Ausdruck einer kollektiven Mannschaftsleistung sondern der bloßen Willkür der FIFA-Offiziellen.

Da wird argumentiert, dass die Anforderung eines Video-Replays zur Bewertung einer umstrittenen Situation zum Zerreissen des Spielflusses und zur Dominanz der Technik über das Spiel führen würde, obwohl angefangen von der Ballkonstruktion über die Trainingsgerätschaften der Spieler bis hin zur medialen Wiedergabe längst alles Hightech-Anforderungen unterworfen ist.

Hightech ist hochwillkommen, aber bitte nicht sichtbar. Sie soll weiter – gegen alle Regeln der Vernunft – im Verborgenen, Nicht-offensichtlichen wesen. Niklas Luhmann prägte den Begriff von der Transparenz, d.h. der Nicht-Sichtbarkeit der Medien. Diese verhindert, dass wir uns der direkten Einflüsse eines Mediums bewusst werden.
Der Witz des Ganzen ist, dass im Fußball Entscheidungsfehler eben doch und zwar für für die ganze Welt sichtbar sind, nur nicht für denjenigen, der den offiziellen Spielausgang bestimmt.

Dabei wäre es so einfach, der Lösungsvorschläge gibt es viele, z.B. kann ein Videobeweis binnen Sekunden bereitgestellt und von Offiziellen in einer Beobachterkabine per Funk an den Schiedsrichter übermittelt werden.
Darüber hinaus hätte das Wissen um die Zulassung von Video-Replays zur Bewertung einen direkten Einfluss auf das Verhalten der Spieler, das Spiel würde insgesamt fairer.

Aber nein, lieber nimmt man in Kauf, dass die halbe Welt sich aufregt, ein paar Tage später ist sowieso alles vergessen. So gibt man der „Hand Gottes“ wieder Einfluss auf den Spielausgang wie zuletzt im Vorrundenspiel Brasilien – Elfenbeinküste.

Bleibt abschließend zu fragen, was dadurch ausgedrückt wird.
Die Ehe zwischen absolutem Machtanspruch und totaler Borniertheit, eine Gemeinsamkeit, die leider allzu oft auch in der Politik zum Tragen kommt.
Leider sind Boykottaufrufe zumindest im Fussball völlig wirkungslos.