vordenker news Dezember 2023

Unscharfe Begriffe – unscharfe Gehirne, J.Paul mit Leonardo Diffusion XL

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

das Thema Künstliche Intelligenz sowie nicht selten die Feuilletonproduktion dazu, so darf ich vermuten, kommt Ihnen inzwischen mehrheitlich zu den Ohren raus.

Vielleicht als Antidot nutzbar sind zwei ältere, nun hier republizierte Texte aus den Jahren 2005 und 2007, die ihrerseits u.a. auf noch ältere Arbeiten aus den Anfängen der Kybernetik und der Projekte und Forschungen zur sogenannten Künstlichen Intelligenz Bezug nehmen.

Der erste Beitrag „Die Computertechnik als Gegenstand philosophischer Reflexion“ stammt aus der Feder von Lutz Ellrich, bis 2014 Inhaber des Lehrstuhls am Institut für Medienkultur und Theater an der Universität zu Köln.

Der zweite von Eberhard von Goldammer und mir, „Die logischen Kategorien des Lernens und der Kommunikation — neu überdacht aus polykontexturaler Sicht„, erschien 2007 in der dem Gedenken an Gregory Bateson gewidmeten Jubiläumsausgabe zum 40-jährigen Bestehen der Fachzeitschrift KYBERNETES. Er liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor, übersetzt mit Hilfe der KI von deepl.com und sorgfältig korrigiert.

Beiden Aufsätzen liegt ein Ringen um begriffliche Schärfe und sprachliche Präzision zugrunde, das – zugegebenermaßen subjektiv gesehen – heute mindestens 90 Prozent der im Rahmen des Hypes um das Thema Künstliche Intelligenz produzierten Essays und Arbeiten abgeht. Denn weitaus die meisten verfangen leider in der Polarität zwischen Technikeuphorie und damit verbundenem Marktgeschrei auf der einen und farbigen Warnungen vor Weltuntergangsszenarien auf der anderen Seite. Mehr lesen

vordenker news Oktober 2023

Für Verschwörungen ist Platz in der kleinsten Wanne – Monika Schnabel via Pixabay

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

jetzt im Oktober gibt es Neues von Claus Baldus und Gisela Behrendt, Altes – gleichwohl mehr denn je Aktuelles – vom Kybernetikphilosophen Gotthard Günther und von der Open AI KI ChatGPT, Version 4, mittlerweile integriert in die Microsoft-Suchmaschine BING und den hauseigenen Browser Edge.

Claus Baldus ist für dieses Mal mit zwei Beiträgen vertreten. Beginnen wir mit GESTOLPERT, ein Stück, ein Auszug aus „Studio 10 / Serie 02 Tribute – Alltag und Graffiti – Zehn Minutenstücke für Praktikant’Innen“. Protagonisten des Stücks sind zwei Roboter, humaniform und post-Asimovsch, denn in den einen der beiden, Troja, ist SCHULD schon fest einprogrammiert.

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vordenker news Dezember 2019

Foto Pixabay

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

schon im August 2018 wiesen wir per Link auf eine Publikation des Schweizer Physikers Willy Bierter hin: „Wege eines Wanderers im Morgengrauen – Auf den Spuren Gotthard Günthers in transklassischen Denk-Landschaften“ und gaben der Hoffnung Ausdruck, dass dieses Buch das Werk des Ausnahmephilosophen Günther für einen größeren Leserkreis öffnen könne.

Wir freuen und nun außerordentlich, Mehr lesen

vordenker news Oktober 2019

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

im März erhielten Sie den letzten Newsletter. In der Zwischenzeit konnten wieder einige Werke für die Online-Publikation vorbereitet werden. Deren Stichworte lauten u.a.: Kenogrammatik – Semiotik – Selbstreferenz – Kontexturalität – Logikwechsel – Systemtheorie – Polykontexturale Architektur

Dieses Mal stellen wir fünf Aufsätze von zwei Autoren bereit, die Mehr lesen

vordenker news März 2019

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

Buchcover – Embodiments of Mind

dieses Mal nehmen wir die im Kontext der Debatten um „künstliche Intelligenz“ geführte Diskussion über „autonome“ Automobile und ethische Maschinen, bzw. Maschinenethik zum aktuellen Anlass, einen Vortrag des Physiologen und Kybernetikers Warren S. McCulloch aus dem Jahr 1952 in einer neuen deutschen Übersetzung – mit Hilfe des Übersetzungsprogramms DeepL – zu präsentieren, inklusive Anmerkungen dazu von Eberhard von Goldammer, in denen detailliert begründet wird, warum dieser „alte“ Vortrag heute noch eine Rolle spielt. Er trägt den Titel „Toward Some Circuitry of Ethical Robots or an Observational Science of the Genesis of Social Evaluation in the Mind Like Behavior of Artifacts”. Bevor man sich jetzt verstolpert, hier ein Übersetzungsvorschlag, “Zu Schaltkreisen ethischer Roboter oder: Eine Beobachtungswissenschaft der Genese sozialer Bewertungen im verstandesähnlichen Verhalten von Artefakten”.

Darüber hinaus veröffentlichen wir drei weitere Aufsätze des Zeichentheoretikers Prof. Dr. Alfred Toth sowie eine Ankündigung eines “Vorlasses” in Form einer “kleinen Form”. Aber der Reihe nach ….

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vordenker news August 2018

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

die letzte Ausgabe des vordenker newsletters ist fast ein Jahr her. In ihr präsentierten wir – als ziemlich großen Brocken – das Rudolf Kaehr Archiv nebst einer Einleitung von Eberhard von Goldammer.

Nun gibt es eine ganze Reihe kleinerer Neuigkeiten. Zunächst drei Hinweise auf Lesenswertes, Belletristisches des Autors A.J. Weigoni nebst Besprechung von Constanze Schmidt und Wissenschaftlich-Prosaisches des Physikers Willy Bierter und des Ingenieurs Ulrich Kramer.

Gotthard Günther - ArchivfotoAber der Reihe nach: Fünf im Original englische Arbeiten von Gotthard Günther liegen nun bilingual – englisch/deutsch – vor und mögen – unter anderem – weitere wichtige Einsichten zur Kybernetik und ihrer Geschichte liefern – fernab der umsichgreifenden Begriffsmissbräuche und Sprechblasenproduktionen dazu im Netz.

Warum auf Deutsch, reichen nicht die englischen Originale? Mehr lesen

Zum Ursprung der Kybernetik

Gastbeitrag von Ulrich Kramer

Ouroboros, Burg von Ptuj, Slovenien // Foto: Johann Jaritz

 

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Editorische Einleitung: In den Medien und im Netz feiern so einige Oxymora fröhliche Urständ. Gemeint sind Begriffe, die plötzlich ihre Ergänzung durch das führende Adjektiv „kybernetisch“ erfahren, als reichen die Begriffe selbst nicht aus, um ihre Bedrohungspotentiale genügend zum Ausdruck zu bringen. Da muss die böse, „anti-aufklärerische Kriegswissenschaft Kybernetik“ (Precht) für eine dramatische Verstärkung der Gefahr herhalten. Von kybernetischem Kapitalismus ist da die Rede, von kybernetischer Überwachung, gar von kybernetischer Diktatur. Und das Silicon Valley pflege ein kybernetisches Menschenbild. Schwärzer kann man den Schimmel nicht mehr machen. Der wirklich anti-aufklärerische Effekt ist, dass Mehr lesen

Offener Brief an Richard David Precht

Sehr geehrter Herr Precht,

viele Ihrer Positionen teile ich – insbesondere zum Themenbereich „Digitalisierung und Informationsgesellschaft“ – und halte Ihre allgemeinverständlichen und sympathischen Darstellungen der Problematik für ausgewogen, erfrischend und die gesellschaftliche Debatte bereichernd. Danke dafür!

Allerdings machten Sie am 24.04.18 in der Sendung von Markus Lanz eine Bemerkung, mit der ich so ganz und gar nicht einverstanden bin. Sie sagten „das Silicon Valley hat das Weltbild der Kybernetik“. Ähnlich äußerten Sie sich bereits 2017 in einem Interview des Focus und auch in der Spiegel-Ausgabe 2018/17 von letzter Woche.

Kybernetik hat mit der Ideologie des Silicon Valley in etwa soviel zu tun wie eine Milchkuh mit Bierbrauen. Das sage ich als Mehr lesen

Anti-Aufklärung? Kriegstechnologie? – Anmerkungen zu blinden Flecken im Narrativ der Kybernetik

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„Solange etwas ist, ist es nicht das, was es gewesen sein wird.“ Martin Walser

Aufriss

„Das Menschenbild des Silicon Valley ist das der Kybernetik, nicht das der Aufklärung“, äußerte der Philosoph Richard David Precht am 16.12.2017 in einem Interview des Magazins FOCUS anlässlich einer Buchveröffentlichung. Auf die Rückfrage des Interviewers, was das denn bedeute, erläuterte er, dass „die Aufklärung“ … „den Menschen als Individuum“ betrachte, sie seinen Wunsch des Gebrauchs der Freiheit respektiere und ihn auffordere, „die eigene Urteilskraft zu schärfen, damit er als mündiger Bürger zur Entwicklung der Gesellschaft beitragen“ könne. Allerdings, so führte Precht weiter aus, müsse „dieser Bürger natürlich auch eine Struktur in der Gesellschaft vorfinden, die es ihm“ ermögliche, „sich mit seinen individuellen Vorstellungen an ihr zu beteiligen.“

Grundlegend anders sei hingegen das Menschenbild der Kybernetik. Es gehe laut Precht davon aus, Mehr lesen

Peter Sloterdijk und die Künstliche Intelligenz, oder: Götterdämmerung und antimoderne Hysterie

Anlässlich seines 70. Geburtstags erschien im Suhrkamp-Verlag 2017 ein weiterer Band von Peter Sloterdijk mit dem Titel „Nach Gott“, eine Sammlung von Vorträgen und Aufsätzen.

Der erste, neu verfasste Beitrag titelt mit „Götterdämmerung“ und befasst sich mit den „Verständnissen“ unserer „Gegenwart als Zeit wachsender Komplexitäten und Kompliziertheiten“.[1] Es darf bemerkt werden, dass Sloterdijk zu einer Minderheit gehört, die Mehr lesen